Schielen (Strabismus) Augenfehlstellung

Was ist Schielen (Strabismus)?

Das Schielen auch Strabismus bezeichnet eine Augenfehlstellung, bei der nicht beide Augen beim Fixieren eines Objekts in die gleiche Richtung blicken. Dabei kann sowohl ein Auge von der Sollblickrichtung abweichen, es können aber auch beide Augen beteiligt sein.

Schielen Strabismus Augenfehlstellung

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Diese Abweichung kann manifest, also ständig vorhanden und sichtbar sein, oder latent, das heißt nicht beständig, sondern nur zuweilen auftretend. Ursache ist meist ein muskuläres Ungleichgewicht der sechs äußeren Augenmuskeln. Oft ist einer dieser Muskeln deutlich zu kurz, beziehungsweise zu lang.

Fixiert ein Augenpaar einen Gegenstand und bildet ihn auf korrespondierenden Netzhautstellen ab, gelingt es dem Gehirn, die beiden Seheindrücke zu einem dreidimensionalen Bild zu fusionieren. Findet die Abbildung in den nur wenig außerhalb dieser Netzhautstellen liegenden Panum-Bereichen ab, verschmelzen die Bilder meist ebenfalls zu einem einzigen Bild und machen dann gleichfalls räumliches Sehen möglich.

Bei dem, was man landläufig einen leichten „Silberblick“ nennt, funktioniert das meistens, bei größeren, auf den ersten Blick sichtbaren Abweichungen ist das nicht so, hier entstehen Doppelbilder, die unbehandelt und unkorrigiert sehr ernste Folgen haben können, bis hin zur Amblyopie, der Schwachsichtigkeit eines Auges.

Da der Mensch dauernde Doppelbilder nicht verträgt, toleriert das Gehirn sie nicht und tut alles, um die Doppelbilder zu verhindern. Da das Einfachsehen für das Gehirn Priorität hat und vor dem Scharfsehen kommt, kann es zunächst zu unscharfem Sehen kommen. Bei längerer Dauer des Schielens schaltet das Gehirn dann ein Auge ab. Das abgeschaltete Auge nimmt nicht mehr am Sehen teil und wird durch den dauernden Nichtgebrauch meist schwachsichtig.

Der Fachausdruck für Schielen oder Strabismus ist, „Amblyopia ex anopsia“.

Diese Schwachsichtigkeit, Augenfehlstellung verliert sich nach einer Korrektion des Schielfehlers nicht und bleibt bestehen. Dieser Mensch ist also funktional einäugig und ohne räumliches Sehen.

Besonders für kleine Kinder hat das unkorrigierte Schielen fatale Folgen, denn dann kann sich das räumliche Sehen gar nicht erst entwickeln. Aber auch bei Erwachsenen mit erworbenem Schielen ist das räumliche Sehen gestört und der Weg führt wie beim Kind auf Dauer hin zur Schwachsichtigkeit des Auges.

Schielen, Strabismus – Formen (Blickrichtungen)

Schielen Strabismus Augenfehlstellung ist ein Oberbegriff für viele Erscheinungsformen und Ursachen einer Augen-Fehlstellung, bei der nicht beide Augen beim Fixieren eines Objekts in die gleiche Richtung blicken.

Dabei wird der Laie einer verwirrenden Vielfalt von Fachbegriffen begegnen, die wir Ihnen hier einmal aufschlüsseln:

schielen strabismus augenfehlstellung
  • Einwärts Schielen: Augenfehlstellung, Stabismus convergens oder Esotropie ist bei manifestem Schielen die häufigste Schielform vor allem bei Kindern. Bei latentem Schielen wird die Abweichung nach innen auch Esophorie genannt.
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  • Auswärts Schielen: Augenfehlstellung, Stabismus divergens oder Exotropie bei manifestem Schielen. Bei latentem Schielen wird die Auswärtabweichung Exophorie genannt.
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  • Höhen Schielen: Höhenschielen wird als Höherstand Stabismus sursoadductorius, als Tieferstand Strabismus deorsoadductorius genannt. Das Höhenschielen ist meist mit einer anderen Schielform verbunden und kommt separat äußerst selten vor.
  • Verrollungs Schielen: Stabismus rotatorius oder Zyklotropie wird bei manifestem Schielen je nach Richtung der Abweichung Inzyklo- oder Exzyklotropie genannt. Das Verrollungsschielen wird bei latentem Schielen als Zyklophorie bezeichnet.

Schielen oder Strabismus – AUSPRÄGUNGEN!

Damit Sie sich zunächst einmal einen Überblick über die vielfältigen Ausprägungen des Schielens verschaffen können, folgt hier eine Kategorisierung der verschiedenen Arten des Schielens:

  1. Latentes Schielen (Heterophorie)
  2. Manifestes Schielen (Heterotropie, Strabismus)
    1. Begleitschielen (Heterotropie) Strabismus concomitans
    2. Mikrostrabismus
    3. Normosensorisches Spätschielen
    4. Akkommodatives Schielen
  3. Lähmungsschielen (Parese)
  4. Weitere Arten des Schielens
    1. Mechanisch bedingter Strabismus
    2. Pseudostrabismus

LATENTES Schielen oder Strabismus (HETEROPHORIE) Augenfehlstellung.

Die „Heterophorie“ ist eine Störung des Augenmuskelgleichgewichts, die aber vom Gehirn durch die Fusion, einen Mechanismus des beidäugigen Sehens, meist weitgehend ausgeglichen werden kann. Die meisten Betroffenen bleiben dabei beschwerdefrei doch können vor allem bei Ermüdung Kopfschmerzen sowie weitere asthenopische Beschwerden auftreten, auch Doppelbilder können auftreten.

Diese Heterophorie wird oft auch synonym Winkelfehlsichtigkeit genannt. Streng genommen ist aber die Winkelfehlsichtigkeit eine Art des Augenmuskelungleichgewichts, die nur mit der Mess- und Korrektionsmethodik (MKH) nach Hans-Joachim Haase bestimmt werden kann, und anschließend generell mit Prismenbrillen korrigiert wird.

Diese Methodik und die anschließende Korrektion sind umstritten, da sie wissenschaftlich nicht belegt sind. Befürworter nennen allerdings zahlreiche Erfolgsbeispiele.

Ursachen des latenten Schielen.

Latentes Schielen betrifft rund 70-80 % der Menschen und wird eher als Normvariante, denn als Augenkrankheit betrachtet. Es macht sich meist nur zeitweise bemerkbar, nämlich dann, wenn durch Übermüdung oder ähnliche Überlastungen die Augen das muskuläre Gleichgewicht auch nicht durch einen Mehraufwand an Vergenzbewegungen herstellen können.

Erst dann führt das gestörte beidäugige Sehen zu Beschwerden wie Kopfschmerzen und Doppelbildern. Dann ist die Fusion der beiden Bilder zu einem dreidimensionalem Bild nicht mehr möglich, weil die Bilder nicht mehr auf korrespondierenden Netzhauthälften oder den sie umgebenden Panum-Bereichen liegen. Diese Heterophorien sind also eher weit verbreitete Varianten eines Normalzustands, der als Orthophorie bezeichnet wird. Um eine Krankheit handelt es sich nicht.

Symptome bei latentem Schielen.

Der ständige Versuch das durch eine Heterophorie gestörte Augenmuskelgleichgewicht auszugleichen, ist nur durch einen mehr oder minder großen muskulären Zusatzaufwand herstellbar. Das kann zu Überlastungsbeschwerden führen, die man asthenopische Beschwerden nennt. Dieses Missempfinden kann von Kopf- oder Augenschmerzen über leichte Schwindelgefühle, Konzentrationsstörungen oder Blendempfindlichekit bis hin zu Doppelbildern führen. Treten Doppelbilder auf, dekompensiert die Heterophorie und liefert ähnliche Erscheinungen, wie ein manifestes Schielen.

Kopfschmerzen

Latentes Schielen, Aufdecktest der Augenfehlstellung.

Weil das latente Schielen (Heterophorie) sowohl im Kindes- als auch im Erwachsenenalter durch asthenopische Beschwerden wie Doppelbilder, Kopfschmerzen oder Schwindel spürbar wird, kommt es meist auch erst dann zur Feststellung einer Heterophorie oder Winkelfehlsichtigkeit kommen, wenn diese sich einstellen.

Einen Anhaltspunkt, ob eine Heterophorie der Grund für die Beschwerden sein könnte, ist ein einfacher selbst durchführbarer Aufdecktest, der die Fusion aufhebt. Dazu lässt man beide Augen einen Gegenstand fixieren, deckt dann ein Auge mit einem hellen Blatt ab und lässt das offene Auge weiter den Gegenstand fixieren. Nach einiger Zeit deckt man das Auge auf. Besteht nicht spontan ein Einzelbildsehen, sondern wandert das Bild dann erst mehr oder weniger auf das andere Bild zu und verschmilzt dann mit ihm, besteht möglicherweise eine Heterophorie.

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